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Marshall
JCM800 Lead Series Top (2203 / 50W)
Baujahr 1982
Der Franz alias die Lichtgestalt würde sagen: "They call it a
Klassiker". Für knapp 250 DM einem verzweifeltem und arbeitslosen
Musiker abgekauft, ist das Ding heute mein ganzer Stolz. Damals wusste ich
nicht in Ansätzen, was ich da ergattert hatte. In der Rockgeschichte
der 80er war das DER Amp schlecht hin. Das Etiket "Radio und Musikhaus
Barth Stuttgart / Ludwigsburg" lässt alle Kenner der hiesigen Szene
das Alter des Amps vor Augen führen. Ich habe damals noch Benjamin
Blümchen gehört.... .
Was ich daran mag:
Es gibt an dem Amp nur 2 Soundeinstellungen: "100% tube made" Clean
(low Input) und "100% tube made"
Gain (high Input) - das war's auch schon. Aber mehr ist auch nicht
notwendig! Es ist auch kein Fussschlater vorhanden, mit dem man die
"quasi" Kanäle schalten könnte. Gainintensität muss allein mit der
Spieltechnik oder dem Volumenpodi an der Gitarre beeinflusst werden
- was dafür aber auch sehr gut funktioniert. Die Gainreserven im
high-Kanal sind zwar für moderne Amps nicht gerade üppig, im
Zusammenspiel mit vorgeschalteten, passenden Bodentretern gelingt
aber alles, was sich der Gitarrenspieler der klassischen Rockmusik
wünscht. Den Clean-Sound des low-Kanals benutze ich so gut wie
überhaupt nicht. Für Clean Sounds drehe ich den Volumen-Regler der
Gitarre auf ein Minium - that's it. Love it or leave it. Die 50Watt
der Top Teils sind derart laut, das man selbst in Zusammenspiel mit
sportlichen Drummern nie auf eine Einstellung über 50% des Leistungsmaxiums
kommt (das ist
schon fast tragisch). Mit der 4x12' Box schiebt der Sound mächtig,
bis die Hosenbeine flattern. Die Mitten und Höhen sind derart
präsent, dass man mit der mäßig zugriffenden Klangregelung
nachbessern darf (Meine Grundeinstellung: Bass 10, Mitten 5, Trebel
4, Present 4). Die Klangunterschiede der verschiedenen Gitarren
bringt der Amp super rüber. So soll es sein.
Was ich daran nicht mag:
Was ist an dem Amp auszusetzen? Es ist einfach eine Frage des
Geschmacks und der Stilrichtung. Wen man den Grundsound nicht mag,
wird man mit dem JCM800 niemals warm, da der Amp absolut unflexibel
ist. Zudem: Wenn man mit vielen Effekten arbeiten möchte, stört man
sich daran, dass der Amp keinen Effektweg hat. Alle Effekte müssen
vor den Amp geschaltet werden und funktionieren teilweise nur im
Zusammenhang mit dem Clean-/Low-Kanal. Da ich selbst solche Effekte
nicht einsetze, stellt das für mich auch kein Problem dar (WahWah
muss meiner Ansicht eh vor die Zerre geschaltet werden). Neben dem
hörbaren Grundrauschen könnte man die schlichte Größe und das
Gewicht des Verstärkers (Top und Box) noch als nachteilig ansehen.
Ein handlicher Combo lässt sich natürlich besser transporieren. Der
JCM800 steht eben da, wo er gebraucht wird: Im Proberaum oder auf
der Bühne.
Modifizierungen:
Von mir selbst wurden keine Modifizierungen durchgeführt
(eine Schande, so einem Amp an die Wäsche zu gehen). Auch sind mir
beim öffnen des Amps keinerlei Veränderungen am Innenleben
aufgefallen (Lötstellen sehen noch original aus). Im weiteren
Sinne könnte man den Tausch der Vor- und Enstufenröhren als
Modifikation bezeichnen: Standard-Ausführung Vorstufe V1 bis V3
TT12AX7 nach V1 JJ12AX7 und V2 & V3 JJ ECC803 und Standard-Ausführung Endstufen
EL34
nach EH 6CA7. Diese Maßnahme hatte aber keinen wesentlichen Einfluss auf den Sound
gehabt (siehe Workshop Thema 2!). Das fehlende Marshall-Logo des Tops
und der Box habe ich nachgerüstet, ist doch klar. Die fehlenden
Rollen an der Unterseite der Box habe ich leider durch 4
Standard-Rollen aus dem Baumarkt erstetzt, was optisch natürlich
nicht gerade ein Augenschmauß ist - aber den Zweck erfüllt.
Fazit:
Love it or leave it. Entweder man liebt den Sound oder muss sich
nach einem anderen Amp umschauen. Ich werden diesen Amp jedenfalls
nur dann hergeben, wenn ich dazu gezwungen werde.
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